Portraitobjektive von Nikon, Sony, Tamron und Zeiss

Vier Objektive mit 85 mm Brennweite messen sich im Labor. Die Portraitlinsen für Vollformat mit und ohne Spiegel versprechen auf dem Papier hohe Leistungen. Halten sie ihr Versprechen?

Porträt Lars Theiß

Lars Theiß

Praxis-Redakteur, seit 1995 im fotoMAGAZIN-Team.

85-mm-Portraitobjektive

Gleich drei neue Objektive mit 85 mm Festbrennweite für Vollformatsensoren sind innerhalb kurzer Zeit auf den Markt gekommen. Grund genug, ein Teilnehmerfeld für den BAS-Digital-Test mit den bei Portraitfotografen beliebten 85ern zusammenzustellen. Bei den taufrischen Objektiven handelt es sich um das Sony FE 1,4/85 mm G Master für spiegellose Systemkameras (insbesondere Alpha-7-Modelle), das Tamron SP 1,8/85 mm Di VC USD für Spiegelreflexen verschiedener Hersteller und das Zeiss Milvus 1,4/85 mm mit manuellem Fokus für Canon- und Nikon-­Reflexen. Komplettiert wird das Feld von dem gut vier Jahre alten Nikon AF-S Nikkor 1,8/85 mm G, das am günstigsten im Quartett ist.

> Die Testobjektive auf einen Blick

Im letzten großen Test von 85ern im fotoMAGAZIN 1/2011 setzte sich das Sigma EX 1,4/85 mm DG HSM klar durch, dessen Nachfolger als Art-Variante vielerorts erwartet wird.

Sony 1,4/85 mm GM

Sony hat im Februar seine neue Objektiv-­Edellinie G Master (GM) angekündigt. Zu den drei ersten Modellen für das
E-Bajonett (FE) gehört das sehr lichtstarke 1,4/85 mm GM, das mit dem höchsten Preis im Test aufwartet.

Sony FE 1,4/85 mm GM

Sony FE 1,4/85 mm GM.
Preis: ca. 2000 Euro

Foto: © Sony

Optisch ist es das einzige 85 mm im Test, das bereits nach Abblenden um nur eine Blendenstufe seinen maximalen Wirkungsgrad erreicht und insofern mit seiner Licht­stärke wirklich etwas anzufangen weiß. Die Auflösung ist extrem hoch, was auch daran liegt, dass Sony-Kameras eine sehr offensive Detailaufbereitung bei der Umwandlung in JPEGs betreibt. Da auch die Randabdunklung sehr gut korrigiert ist und die Verzeichnung sehr gering, landet das 85 mm GM bei hervorragenden 96% in der optischen Gesamtwertung.
Seine Mechanik ist sehr gut gelungen, es besitzt immerhin einen Blendenring mit Drittelstufenrastung, die für ungestörte Filmaufnahmen abgestellt werden kann. Dank der sensorbasierten Bildstabilisierung innerhalb der A7-Kameras wird der optische Bildstabilisator nicht vermisst. Praktisch ist die AF-Lock-Taste.

Zeiss Milvus 1,4/85 mm

Nur unwesentlich günstiger als das Sony ist das Zeiss Milvus 1,4/85 mm. Das Schwergewicht wird per Hand fokussiert, was mit dem breiten, gummierten Ring ganz hervorragend präzise gelingt. Es verzichtet auf jedwede Sonderausstattung, agiert aber ansonsten mechanisch und von den eingesetzten Materialien her auf höchstem Niveau. Als zweites Testobjektiv mit der Anfangsöffnung f/1,4 will es für Maximalwerte der Auflösung zwar um zwei Stufen abgeblendet werden, doch dann – bei f/2,8 – ist es bei beiden Sensorgrößen hervorragend. Der Schwachpunkt ist die stärkste Randabdunklung im Quartett, dafür hat es bei der Verzeichnung die Nase vorne.

Tamron 1,8/85 mm Di VC USD

Der dritte Neuling im Bunde ist das Tamron 1,8/85 mm Di VC USD, das aus der neu designten SP-Linie stammt.

Tamron SP 1,8/85 mm Di VC USD

Tamron SP 1,8/85 mm Di VC USD.
Preis: ca. 1150 Euro

Foto: © Tamron

Es ähnelt also nicht nur äußerlich den beiden 35- und 45-mm-Brennweiten, sondern ist auch identisch ausgestattet worden. Die Lichtstärke beträgt moderatere, einfacher zu korrigierende f/1,8, es gibt einen Spritzwasserschutz und natürlich den optischen Bildstabilisator an Bord, die Vibration Compensation. Die erweist sich in vielen Situationen als durchaus hilfreich. Die Verarbeitung ist ausgezeichnet, doch das Material und die Streulichtschutzmaßnahmen sind insgesamt nicht auf allerhöchstem Niveau. Die optischen Messungen zeigen eine gute Auflösung bei Offenblende, die ab f/3,5 ausgezeichnet wird. Die Vollformat-Auflösung ist dann etwas höher als die von APS-C. Bei der Randabdunklung sieht man die bauartbedingten Schwächen, die Verzeichnung ist sehr gering. 

Nikon AF-S Nikkor 1,8/85 mm

Beim AF-S Nikkor 1,8/85 mm benötigt die maximale Auflösung ein Abblenden um drei Stufen im Vollformat, um zwei bei APS-C. Dann ist sie äußerst hoch. In den Disziplinen Randabdunklung und Verzeichnung leistet sich das Nikkor keine auffälligen Schwächen. Leichte Abstriche müssen Fotografen jedoch bei der Mechanik machen.

Nikon AF-S Nikkor 1,8/85 mm G

Nikon AF-S Nikkor 1,8/85 mm G.
Preis: ca. 610 Euro

Foto: © Nikon

Es ist zwar sehr gut verarbeitet und das Metallbajonett ist gegen Witterungseinflüsse mit einer Dichtungslippe versehen, doch weitere funktionelle Besonderheiten sind nicht vorhanden. Die darf man beim aufgerufenen Preis auch nicht verlangen, dennoch ist in dieser Hinsicht noch Luft nach oben.

85-mm-Portraitobjektive – Testbilder

FAZIT

Die Portrait-Objektive mit 85 mm Brennweite gehören seit jeher zu den Objektiven, die in Tests mit Topnoten abschneiden. Das bringt die feste, leichte Telebrennweite mit sich, die verhältnismäßig gut zu korrigieren ist. Insofern wundert das gute Abschneiden der vier Testkandidaten nicht. Die sehr hohe Lichtstärke der Modelle von Sony und Zeiss erschwert allerdings die optische Konstruktion. Und deswegen ist es erstaunlich, dass die beiden herausfordernden Bauarten die zwei 1,8er hinter sich lassen, was beim Nikkor allerdings auch an der einfacheren Mechanik und vielleicht dem etwas früheren Erscheinungsdatum Anfang 2012 liegt. Die Objektive von Sony und Zeiss sind allerdings auch preislich oben angesiedelt. Das macht die weitaus günstigeren und empfehlenswerten Kandidaten von Nikon (Straßenpreis ab 500 Euro) und Tamron (ab etwa 860 Euro) zusätzlich attraktiv.

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Labortest.

Labormessungen: Anders Uschold

Dieser Test ist im fotoMAGAZIN 8/2016 erschienen.

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